Das Goetheanum
Freunde, Sternschnuppen und Schneeflocken
Rudolf Bind

Ebenso wie Balz Raz sind auch Rudolf Bind und einige seiner Prosaskizzen dem Leser der Wochenschrift wohl vertraut. Auch diese knappen Skizzen führen einen Weg, nein ganz verschiedene Wege aus der Alltagswelt in dahinterliegende Welten - nicht mit dem heiter-naiven Blick des kleinen Kindes, sondern aus der ernsten Sicht einer Reihe knapp charakterisierter "Freunde".
Manchmal wird die dahinter liegende Welt langsam und ruhig schreitend erreicht, wie beim ehemaligen Oberstufenlehrer Paulsen, den nach einer Lektüre die Ruhe "wie ein stark gesättigtes, warmes Salzmeer trägt", oder beim sorgfältig und liebevoll beschriebenen farbigen Entstehen der Welt aus der Dunkelheit an einem "Hochsommermorgen". Mal geht der Weg hüpfend um Regenpfützen herum, mal endet er an einer Wand: Einer der "Freunde" muss die Wirklichkeit zerstören, da er den Weg aus ihr heraus nicht findet.
Mitunter erfolgen die Wendungen des Weges abrupt und fast skurril, sodass der erstaunte Leser sich fragt, ob er diesen nicht verloren hat. Dann aber glänzt er still und versilbert auf, wie in der letzten Skizze "Das Mondfenster": Nachts erst kommt der Mond zu seiner vollen Geltung. Der Mond am dunklen Firmament ist ein helles Fenster in der Nacht. Es zeigt dem einsamen Wanderer und dem Liebespaar, wie hell es ist hinter dem Firmament. Im erleuchteten Mondfenster sehen wir nur einen kleinen Ausschnitt davon.


Johannes Brakel

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